Matthias Wissmann, Präsident des Autoverbandes VDA, sprach in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel unter andere über Elektromobilität, die Verkehrspolitik der Grünen und ein zweites Leben für den Diesel. Wissmann sagte, er sei schon länger „ein überzeugter Verfechter der Elektromobilität“. Sie mache aber „nur dann Sinn, wenn sie in der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral ist – von der Produktion über den Betrieb bis zum Recycling“. Die Elektromobilität sei sicherlich „ein Schlüssel für die Mobilität der Zukunft“. Klar sei aber auch: „Würde sie von heute auf morgen flächendeckend vorgeschrieben, würden ganze Wertschöpfungsstufen wegfallen, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Beschäftigung in Deutschland“.
Die vorherrschende Angst um Jobs sei jedoch unbegründet, da Deutschland eine Exportnation ist: „Fast jeder vierte deutsche Arbeitsplatz hängt vom Außenhandel ab“, so Wissmann, und der Weltmarkt für Autos werde „weiter wachsen, bald werden weltweit 100 Millionen neue Autos verkauft“. Die meisten davon mit Verbrennungsmotor – aus einem einfachen Grund: „Vieles, was wir uns mit der Elektromobilität in Europa leisten können, wird man sich in Südamerika oder Afrika nicht leisten können“. Aber die Elektromobilität werde „schneller wachsen als der Gesamtmarkt“.
Auch beim geplanten Verbrenner-Verbot der Grünen ab 2030 müsse man global denken: „Diejenigen, die das fordern, ignorieren, dass wir nicht auf einer Insel leben, sondern im internationalen Wettbewerb stehen“, so Wissmann. „Drei von vier Autos, die wir in Deutschland produzieren, gehen in den Export. Eine deutsche Festlegung, dass der Verbrennungsmotor ab 2030 nicht mehr zugelassen wird, macht daher industrie- und umweltpolitisch keinen Sinn“.
Der Manipulationsskandal bei VW habe viel „Vertrauen gekostet, auch über das betroffene Unternehmen hinaus“. Das gelte es „nun zurückzugewinnen“. Man müsse sich die Frage stellen, „wie das System insgesamt verbessert werden kann. Mit dem Untersuchungsausschuss im Europäischen Parlament, der eingeleiteten Reform der Typgenehmigung und der umfassenden Gesetzgebung zu RDE“, dem neuen CO2-Messverfahren, seien bereits „eine Reihe wichtiger Maßnahmen getroffen worden, um Transparenz herzustellen sowie präzisere und einheitlichere Regeln für die Zulassung von Neuwagen in Europa zu definieren“.
„Wenn Europa seine Klimaschutzziele erreichen will“, gibt Wissmann zu Bedenken, gehe das „nur mit dem Diesel. Der Euro-6-Diesel verbraucht 15 bis 20 Prozent weniger als ein Benziner, stößt also weniger CO2 aus. Außerdem emittiert er deutlich weniger Stickoxide – und zwar im Labor und auf der Straße“. Bei einigen kleineren Modellen „könnte der Diesel künftig nicht mehr wirtschaftlich sein“, glaubt der VDA-Chef. Da komme „dann der Benziner oder der E-Antrieb zum Einsatz. Bei den größeren Modellen hingegen spielt der Diesel seine Vorteile aus“.
Jensen meint
Abgesehen davon, dass nicht nur Herr Wissmann weiterhin auf Zeit spielt, um den Auslauf der Verbrennertechnologie so lange irgendmöglich rauszuzögern, ist doch eine Aussage im Interview von großer, rechtlicher Bedeutung. Zitat: „Ganz klar: Der Manipulationsskandal hat Vertrauen gekostet … “ Herr Wissmann hat also bestätigt, dass es sich um „Manipulation“ handelt, was der VW-Konzern per Software veranstaltet (hat). Das wird doch sicher auch für die Gerichte von großer Bedeutung sein, die sich mit den Klagen der betrogenen Kundschaft zu beschäftigen haben…..
denn diese haben in gutem Glauben für jeweils eine große Menge Geld ein angeblich einwandfreies, eben mainipulationsfreies, Fahrzeug gekauft. Wie viele Millionen Fahrzeuge waren insgesamt (exclusive USA) noch einmal betroffen ?
Wännä meint
Wissmann, der Schelm, nein, der kleine Clown hat wieder einen rausgehaun, jucheeh!
Blöd ist nur, Herr Wissmann, wenn man von zukünftigen Dieseltechnologien schwärmt, die u.a. „das Klima retten“ :) :) :) und ausgerechnet kurz darauf die Amis die nächste Keule rausholen:
http://www.zeit.de/mobilitaet/2017-01/icct-studie-diesel-pkw-stickoxide-ausstoss
Nun steht er mal wieder dumm da, der Wicht, aber den Dieselfanatiker kümmert das nicht :(
stan meint
Warum geht der Mann nicht wieder in die Politik.
Da kann man seine Meinung berufsbedingt und täglich ändern.
Offensichtlich hat er aber auch noch nicht verstanden, das es neben der Elektromobilitat unbedingt auch andere Mobilitätskonzepte geben muss.
Und das wird für alle VDA-Mitglieder viel weitreichender Konsequenzen haben.
Bargeld meint
In 2017 könnte die Kundennachfrage stark sinken. Gründe: 1. Aktuelle im Produkt-Portfolio der Automobilhersteller auswählbare Diesel und Benziner haben zu hohen Schadstoffausstoss und belasten die Umwelt zu sehr. 2. E-Autos im aktuellen Produkt-Portfolio haben einen hohen Preis bei geringer Reichweite. Aktuell gibt es bei den Automobilherstellern nichts im Produkt-Portfolio an Autos, die für Kunden kaufbar wären. Also könnte es für die Kunden in 2017 sinnvoll sein ihr Bargeld zu sparen und das Altfahrzeug bei geringem Wertverlust noch in 2017 weiterzufahren. Bargeld könnte in 2017 sexier sein als ein neues Auto.
150kW meint
Da sprechen die Umfragen deutlich dagegen. Nur 9% der Befragten bei einer Umfrage sprachen sich nach dem Dieselskandal gegen einen Diesel aus. Für 66% der Befragten spielte der Dieselskandal keinerlei Rolle beim Autokauf (bei Dieselfahrern 85%).
Auch in den USA hat VW bei den Verkäufen wieder über 20% zugelegt (und das werden nicht alles Elektroautos gewesen sein). Von einer radikalen Abwende von Verbrennern sieht es also nicht mal im entferntesten aus.
UliK meint
Stimmt leider. Wird sich auch erst ändern, wenn bei EV’s das RIP-Problem gelöst ist (Reichweite, Infrastruktur, Preis) und Diesel nicht mehr subventioniert wird. Aber der Flottenverbrauch bzw. CO2 und NOx Ausstoß wird ab 2020 zum Problem zumindest beim Gebrauchtwagenverkauf werden. Es sei denn die Grenzwerte werden durch irgendwelche Lobbytricksereien ausgehebelt.
Fritz! meint
„Auch in den USA hat VW bei den Verkäufen wieder über 20% zugelegt (und das werden nicht alles Elektroautos gewesen sein).“
Bei den Zahlen wäre ich vorsichtig, ob da VW nicht alle seine Händler entsprechend gezwungen hat, eine brauchbare Anzahl an Autos auf den Händler zuzulassen (Tageszulassungen). Wird hier ja auch immer wieder gerne gemacht.
Due Enttäuschung der Amis VW gegenüber ist schon groß.
Peter meint
Geht nur mit dem Diesel, ha ha ein Witzbold. Im Ausland geht es mit Hybridsystemen. Es gibt Taxibetriebe in Hamburg, München und Stuttgart die sind schon komplett auf Auris HSD oder Prius Plus umgetiegen, sparen im Vergleich zu vorher mächtig CO2 und Stickoxide sind beim HSD kein Thema.
Jürgen Kohl meint
So ist es. IIch fahre seit einigen Jahren den Prius Hybrid III und werde nahtlos auf das Tesla Model 3 umsteigen, den ich bereits vor der Präsentation reserviert habe :-)
Thomas meint
Ich denke diesen Aussagen zu kommentieren ist vergebene Lebensmühe, sozusagen umsonst (verdammt- jetzt hab ichs doch getan!!! :-)))
Eigentlich ist es traurig und es macht mir Angst (um den Wohlstand in D).
Frank meint
Wieso muss die E-Mobilität „in der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral [sein] – von der Produktion über den Betrieb bis zum Recycling“?
Bei den Verbrennern ist das völlig egal, oder was?
Der Herr Wissmann ist wirklich die größte Witzfigur.
Fritz! meint
Ich denke, wenn mal wirklich untersucht wird, wie dreckig die Produktion und der Betrieb eines Verbrenner-Autos wirklich ist, dann sind da auf einmal ganzzahlige Faktoren zwischen E-Auto und Verbrenner.
Alleine werden ca. 1,2 kWh Energie pro Liter Kraftstoff zur Erzeugung desselben benötigt. Ein sparsames E-Auto kann damit bereits dieselbe Strecke fahren (bei 10 l/100 km Verbrauch des Verbrenners).
senrim meint
Allein die Wartung eines Verbrenners ist schon ein K.O. Kriterium welches sowohl bei der Anpreisung als auch bei der CO2 Bilanz gerne vergessen wird.
Josef meint
Da wird einem Angst und bang.
Wissmann erwartet wohl, dass der Preisvorteil für Verbrenner dauerhaft ist. Dem wird aber nicht so sein. In x Jahren wird das E-Fahrzeug billiger sein, und x ist auf jeden Fall im einstelligen Bereich (meine unqualifizierte Schätzung liegt etwa bei 5). Danach wird jedermann einen Grund dafür brauchen, *kein* E-Auto zu kaufen, auch im Ausland!
2030 wird ein Verbot von Verbrennern wahrscheinlich nicht mehr nötig sein.
Peter meint
Davon darst Du gerne träumen. In 5 Jahren passiert so gut wie nichts. Der Ampera wurde vor Monaten angekündigt, und kaufen kann man ihn in de ab 2018. Der Tesla 3 kommt auch nicht viel früher, und die Stückzahlen reichen wahrscheinlich gerade mal für eingefleischte Elektrofreaks. 2019, 2020 kommen dann wahrscheinlich die ersten ernst zu nehemenden deutschen Autos, und schwups sind fünf Jahre um. Nennenswerte Stückzahlen sind vor 2025 nicht zu erwarten.
Josef meint
Ich sprach nicht von Stückzahlen, sondern vom Preis. Mit den Akkupreisen im Sturzflug wird es nicht allzulange dauern bis E-Mobile billiger sind.
Fünf Jahre mag optimistisch sein, von mir aus acht Jahre. Macht keinen großen Unterschied – der Punkt ab dem E-Mobile billiger sein werden wird erreicht. Und ab dann wird ein vernünftiger Mensch ein Fahrzeug mit Verbrenner nur mehr dort einsetzen, wo der elektrische keine Option ist.
Peter meint
Hier wird dann Angebot und Nachfrage den Preis regeln. Wenn tatsächlich mehr Leute eine E-Auto kaufen wollen, als das Angebot her gibt, werden die Hersteller ihre Entwicklungskosten schneller einfahren können. Dann sinkt aber auch der Druck für Neuentwicklungen und Fortschritt.
Ich sehe das Problem bei fallenden Einkaufspreisen oder Herstellungskosten für die Kunden bei den Stückzahlen, die in den nächsten 5 Jahren kaum steigen, und in 10 Jahren wahrscheinlich gerade mal die Leute bedienen können, die aus eigenem Antrieb ein E-Auto wollen. Wobei ich mit ‚kaufen wollen‘ meine, dass sie weder durch agressive Werbung noch durch Verkaufsgespräche auf das E-Auto als Alternative aufmerksam gemacht werden. Ich vermute mal, dass dann eventuell das E-Auto mit dem Diesel preislich gleichzieht. Im Kleinwagensegment, wo das E-Auto den Zweitwagen ersetzen könnte wird das noch länger dauern.
Aber das ist natürlich nur meine Vermutung.
Leonardtronic meint
Witz des Jahres:
Wissmann sagte, er sei schon länger „ein überzeugter Verfechter der Elektromobilität“.
Jürgen Kohl meint
Er ist der übelste Lobbyist der Autoindustrie und hat jahrelang für den Erhalt der Stinkediesel gekämpft.
Christoph meint
Da musste ich tatsächlich auch laut loslachen….
Und Umweltschutz geht nur mit dem Diesel, ja, nee, ist klar.
Was für ein Spinner.
Fritz! meint
Da gabs doch mal den Vorschlag, gerade bei den Autos, die der Wissmann fährt, die Abgase durch den Fahrgastraum zu leiten. Wenn die so sauber sind, wie er sagt, sollte es ja kein Problem darstellen…
;-)
W. Schäfers meint
Hervorragende und Lösungsorientierte Idee von Fritz!
Da Herr Witzmann größere Fahrzeuge bevorzugt, kann er die Herren Gabriel, Müller, Doppelkorn und Zetsche auf diesen Schnupperkurs mitnehmen und damit eine wertvolle Studie bezüglich dem Abgasverhalten von Lobbyisten direkt mit erledigen ; also die Studie, nicht die Herren und vor allen Dingen nicht DEREN Abgas, sondern das des Fahrzeugs — Obwohl ? – … ;-)