Bislang interessieren sich nur wenige Autokäufer für den Mitte des Jahres in Deutschland gestarteten Umweltbonus. Über die auch als Elektroauto-Prämie bekannte Fördermaßnahme erhalten Käufer eines Neuwagens mit reinem Elektroantrieb 4000 Euro Zuschuss. Für teilelektrische Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor werden 3000 Euro ausgezahlt. Laut dem Wirtschaftsministerium sind erst 6500 Anträge für die Subvention eingereicht worden. Die Behörde hofft dennoch, dass sich demnächst deutlich mehr Deutsche einen Stromer zulegen werden.
„Wir gehen aber davon aus, dass der Verkauf von Elektrofahrzeugen in den kommenden Monaten steigt. So haben derzeit beispielsweise Flottenbetreiber noch keine Anträge gestellt. Wenn diese kommen und die Zahl der Ladestationen steigt, werden die Antragszahlen nach unserer Einschätzung anziehen“, sagte der Leiter der Abteilung Industriepolitik Wolfgang Scheremet im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.
Die Autoindustrie stehe laut Scheremet vor einem „extremen Strukturwandel“, dieser werde jedoch „nicht von heute auf morgen“ erfolgen. „Natürlich haben wir als Wirtschaftsministerium den Autobauern gesagt, dass sie nicht nur in Fünf-Jahreszeiträumen denken sollen, sondern die lange Frist im Auge behalten müssen“, so der Industriepolitiker. Die Unternehmen sehe Scheremet dabei zwar „in der Verantwortung“, wolle sie aber „nicht alleine lassen“. Aus diesem Grund sei die Kaufprämie sowie der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur beschlossen worden.
„Elektromobilität ergibt langfristig nur dann Sinn, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird. Und genau das ist unsere Langfriststrategie“, erklärte Scheremet. Damit Elektroautos langfristig möglichst umweltfreundlich betrieben werden können, soll der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix schrittweise gesteigert werden. Derzeit lädt der Großteil der E-Autos in Deutschland mit etwa 30 Prozent erneuerbarer Energie.
Während die Manager der großen deutschen Autokonzerne einer eigenen Fertigung von Batteriezellen für Elektrofahrzeuge noch kritisch gegenüber stehen, setzt sich das Wirtschaftsministerium für eine deutsche Zellproduktion ein. „Das Wirtschaftsministerium arbeitet im Austausch mit Universitäten und Industrie daran, dass Zellenproduktionen in Deutschland aufgebaut werden“, so Scheremet. Er betonte jedoch, dass „die Initiative in erster Linie von den Unternehmen“ kommen müsse. Die Batteriezellfertigung sei „für den Automobilstandort Deutschland eine wichtige industriepolitische Perspektive“. Derzeit beziehen Hersteller wie Daimler, BMW oder Volkswagen ihre Akkuzellen vor allem von Zulieferern aus Asien.
Michael L. meint
Ja sicher wird der der Verkauf von E-Autos anziehen, wo doch jetzt endlich BEVs mit einer Reichweite von >300km im mittleren Preissegment angeboten werden.
Nur die wenigsten können/wollen das Geld für ein Tesla Model S/X ausgeben.
Mal wieder die bestehende Logik von Angebot und Nachfrage.
Es muss erst einmal ein Angebot vorhanden sein, welches Nachgefragt werden kann.
mitschi meint
Macht euch nichts vor, solange noch genug Verbrenner produziert werden , die auch verkauft werden müssen, wird sich nichts ändern. Gebt anderen Ländern noch etwas Vorsprung , dann ist das Angebot später größer!!!
EVrules meint
Zitat Scheremet: „Elektromobilität ergibt langfristig nur dann Sinn, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird. Und genau das ist unsere Langfriststrategie“.
Nungut, der Herr ist Abteilungleiter für Industriepolitik, da braucht es nicht wundern, wenn solche Aussagen kommen, werden diese direkt mit Dobrindt und vermutlich Wissmann abgesprochen sein.
Fakt ist, dass selbst heute schon mit dem EU- und auch deutschen Strommix eAutos grüner fahren, als Verbrenner.
Ein angenehm ausgeglichener Beitrag im tagesanzeiger.ch:
http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/technik/Wie-sauber-sind-Elektroautos-wirklich/story/21027239
Ein weitaus kritischer Spiegel-Beitrag zeigt auf, dass es bereits 2014 Gleichstand zwischen dem CO2 „saubereren“ Diesel und einem eAuto gibt, Tendenz pro eAuto:
http://www.spiegel.de/spiegelwissen/alternativantriebe-wie-umweltfreundlich-elektro-und-hybridmobile-sind-a-1000702.html
Und zum Schluss noch ein Artikel der Zeit.de, in dem eine Gegenüberstellung zwischen Verbrenner (VW Golf) und eAuto (BMW i3) stattfindet, in welcher das eAuto nach 27.000km Fahrleistung, beim 30% Strommix die Ökobilanz besser wird, bzw. mit 100% Ökostrom bereits nach 14.000km:
http://www.zeit.de/2014/29/elektroautos-anzahl
Also man sieht, es gibt von unterschiedlichen Instituten oder Untersuchungen gleiche oder ähnliche Ergebnisse, in denen man nicht extra warten muss, bis der Strom 100% aus Erneuerbaren besteht, um vergleichbar sauber oder sogar sauberer unterwegs zu sein.
Zudem darf man nicht vergessen, es gibt natürlich keine direkten Abgase, das heißt auch die Luft der Städte wird automatisch, mit jedem eAuto, ein Stück besser.
Matthäus meint
Warum soll das abgesprochen sein? Weil man eine eigene Meinung hat? De facto ist seine Aussage aber falsch. Richtig wäre, dass Elektroautos nur Sinn ergeben, wenn man alle Erzeuger von CO2 terminiert, weil man ansonsten nichts geschafft hat. Für den Klimawandel ist nämlich keineswegs der private PKW Verkehr verantwortlich mit seinen rund 5% Beteiligung am Gesamtausstoß.
Das ist denn auch die eigentliche Gefahr. Alles stürzen sich auf Autos und der Mammut, den hat man schon aus den Augen verloren.
Düsendaniel meint
„5 Prozent Beteiligung am Gesamtausstoß“, wo haben Sie das denn wieder her? Selbst ausgedacht?
Wir reden hier außerdem nicht nur vom privaten PKW, sondern vom gesamten Straßenverkehr der elektrifiziert werden soll und da liegen die Anteile des Partikel- und CO2-Ausstoßes bei 16-19% alleine in Deutschland. Beim Stickoxid sogar bei 41%. Siehe Bundesministerium für Umwelt:
http://www.bmub.bund.de/themen/luft-laerm-verkehr/verkehr/strassenverkehr/
Und warum soll man ’nichts geschafft‘ haben, wenn nicht ‚alle CO2-Erzeuger terminiert‘ sind? Seit wann sind Erfolge beim Umweltschutz denn digital?
Die eigentliche Gefahr ist doch nicht, sich nur auf einen Bereich zu konzentrieren (was ja ‚de facto‘ auch nicht passiert), sondern immer nur mit dem Finger auf andere zu zeigen damit man selber nichts tun muss.
Matthäus meint
Der gesamte Straßenverkehr? Soso, da bin ich mal gespannt. Die Laufzeiten von LKWs sind deutlich größer als die von PKWs und da macht die Bundesregierung keinerlei Anstalten. Die gesamte Elektrifizierung ist also eine Mär und nicht im Ansatz erkennbar. Es geht derzeit also um die 5% und nicht um die 16%. In der Konsequenz muss man sich also fragen, warum die 5% also finanziell belastet werden, während die über 40-50% fröhlich weitermachen und von der Bundesregierung weiter finanzielle Zugeständnisse fordern, die sie am Ende auch wieder bekommen. Also doch ja, der Finger auf andere Bereiche ist mehr als gerechtfertigt.
Herbert meint
Der „extreme Strukturwandel“ hat bei unserem Firmenfuhrpark genau folgendes bedeutet: Die Mitarbeiter stehen nicht blöd an der Tankstelle van, sondern laden in der Mittagspause und nach Feierabend. Politische Einwirkung: 0,00000000 Prozent.
Aber trotzdem vielen dank an den Amtsschimmel. *lol