Als Tesla Motors Ende März einen Ausblick auf sein neues Elektroauto Model 3 gegeben hat, war die Begeisterung bei Stromer-Fans groß. In kürzester Zeit kamen weltweit fast 400.000 Vorbestellungen für den in etwa einem Jahr startenden Elektro-Pkw für den Massenmarkt zusammen. Viele hatten den dritten Großserien-Tesla sogar bereits vor seiner Enthüllung ungesehen reserviert. Firmenchef Elon Musk zeigte sich entsprechend begeistert und versprach ein weiteres Model-3-Event mit einem seriennahen Fahrzeug.
Diese Woche war es dann endlich soweit, eine im Voraus angekündigte Bekanntmachung von Tesla wurde von Elon Musk kurzfristig zu „Model 3, der zweit Teil“ erklärt. Tesla sorgte dann zwar mit seinen Neuigkeiten für Aufsehen, das Model 3 war aber nicht zu sehen. Der Elektroauto-Pionier gab lediglich bekannt, dass der Volumen-Stromer – wie ab sofort alle neu ausgelieferten Tesla – über Hardware für vollautonomes Fahren verfügen wird. Bisher boten die E-Autos der Kalifornier nur teilautonome Fahrfunktionalität.
@elonmusk This is also what I was alluding to by Model 3 part 2
— Elon Musk (@elonmusk) 19. Oktober 2016
Komplett eigenständig fahren wird vorerst allerdings kein Tesla: Freigeschaltet wird die dazu erforderliche Funktionalität erst später in Abstimmung mit den zuständigen Aufsichtsbehörden. Bis es soweit ist, sollen die Computer der Elektroautos des US-Herstellers in einem „Schatten-Modus“ – also ohne aktiven Einfluss auf das Fahrgeschehen – lernen, Verkehrssituationen richtig zu analysieren. Tesla tritt damit zwar erneut als Vorreiter in der Autoindustrie auf, Model-3-Vorbesteller und -Fans zeigten sich dennoch enttäuscht. Viele von ihnen dürften nur wenig von dem jetzt vorgestellten Selbstfahr-System haben, da das Model 3 in den USA zu einem Kampfpreis von 35.000 US-Dollar vor Steuern angeboten wird – für Funktionen wie Autonomes Fahren dürfte dabei ein deutlicher Aufpreis fällig werden.
Potentielle Model-3-Käufer interessieren sich derzeit vor allem für das Innere des kleinen Tesla. Der karge Innenraum der bei der Weltpremiere vor knapp einem halben Jahr gezeigten Prototypen hat für viel Gesprächsstoff gesorgt. Viele fragen sich, was für Instrumenten-, Navigations- und Multimedia-Features die finale Serienversion wohl bieten wird. Der Tesla-Chef hat die Diskussion bewusst genährt, indem er Steuerelemente „wie in einem Raumschiff“ in Aussicht stellte. Auf Twitter versicherte Musk nun, dass es auf jeden Fall noch ein drittes Model-3-Event mit mehr Informationen geben wird – wann genau dieses stattfindet, hat er leider nicht verraten.
@AlternateJones of course
— Elon Musk (@elonmusk) 20. Oktober 2016
Matti meint
Für mich ist das ein Eigentor für die Zulassungsbehörde.
Nach ihrem Schreiben an die Tesla-Fahrer stellt sich nun Elon Musk hin und sagt: zukünftig ist die nötige Technik verbaut und der Autopilot ist das, was ihr darunter versteht.
Und wenn die Tests positiv verlaufen, wird der Unmut der Tesla-Fahrer, die schon vorab für die Technik bezahlt haben, wachsen und damit der Druck auf die Behörde, die sicher gerne warten würde bis die eigenen Autobauer ihre Systeme in Stellung gebracht haben.
Tatsächlich war die eine Kamera ein großes Manko gegenüber Mercedes und BMW, die schon lange Radar und Rundumsicht anbieten.
Wenn ich das Geld für einen Tesla S hätte, würde ich mich jetzt freuen, noch nicht zugeschlagen zu haben und es wohl tun.
Der Aufpreis wird sich beim Model 3 wohl ähnlich wie beim S bewegen.
Die beiden Assistenten kosten zusammen 8.800 sofort und 11.000 als Nachrüstung.
Und beim Innenraum wird wohl noch fleißig gefeilt. Hat Tesla dafür doch extra den Designer von Porsche abgeworben, der deren sehr schöne E-Studie designt hat.
Weber J. meint
Vorfreude ist doch bekanntlich die schönste Freude. Es bleibt spannend. Und da das erste Produktionsjahr komplett ausgebucht ist, bin ich um jeden froh der seine Reservierung zurück gibt. Mir hat man schon Geld für meine geboten und das ist kein Scherz. Soviel zu diesem Thema.
Tom meint
Also ich war überhaupt nicht nicht enttäuscht, sondern im Gegenteil ziemlich geplättet. Mit Hardware für Level 5 Autonomie hätte ich niemals vor 2017 gerechnet. Dass diese zur Nutzung extra kostet ist nur logisch – ich bin schon gespannt, was das bei BMW, Daimler & Co kosten wird.
Dass Tesla jetzt bezüglich Model 3 die Hosen runterlässt habe ich ohnehin nicht erwartet, dafür werden sie bestimmt wieder ein richtiges Event mit geladenen Gästen machen. (Vielleicht das nicht näher genannte Event Anfang 2017, dass im neuen Empfehlungsprogramm gewonnen werden kann?)
Tom meint
Leider kann ich nicht korrigieren. Ich wollte schreiben: Mit Hardware für Level 5 Autonomie hätte ich niemals vor 2018 gerechnet.
CZ meint
Interessant ist nicht die Hardware. Die gibt es schon länger.Bei Tesla sind das auch nur 8 Kameras und ein handelsüblicher Prozessor.
Interessant ist, wann solche Fahrzeuge die Zulassung erhalten. Da rechne ich immer noch nicht vor 2025 mit. Tesla hat andere Standards für Autonmie als die Regulatoren, wie man z.B. im letzten Streit mit der KBA gesehen hat.
Tom meint
Das sehe ich anders: Welcher anderer Hersteller verbaut serienmäßig Hardware für Level 5 Autonomie und sammelt damit massenweise Daten, um das Ziel schneller zu erreichen? Mir wäre keiner bekannt, ich lasse mich aber gerne (mit belastbaren Belegen) vom Gegenteil überzeugen.
Und das KBA hat den aktuellen Autopiloten unter falschen Voraussetzungen „getestet“, indem sie sich selber nicht an die Anleitung von Tesla gehalten haben. Tesla hat nirgends behauptet, dass der jetzige Autopilot mehr als Level 2 Autonomie bietet. Ein grandioses Eigentor der KBA, ein allzu durchsichtiges Manöver um die hiesige Autoindustrie zu schützen, mit der sie viel zu eng verbandelt ist.
Tom meint
Und noch ein Nachtrag, zum Thema „Interessant ist nicht die Hardware (…) handelsüblicher Prozessor“
Dem ist nicht so. Verbaut wird der brandneue Nvidia Drive PX 2 AI.
https://electrek.co/2016/10/21/all-new-teslas-are-equipped-with-nvidias-new-drive-px-2-ai-platform-for-self-driving/
Ich glaube langsam, der Herr Hochholdinger (ex-Audi) weiß sehr genau und meint es ernst, wenn er sagt, das Tesla sieben Jahre Vorsprung habe…
Ralf meint
Ich bin ja kein potentieller Tesla-Käufer, weil ich schlicht auf einen bezahlbaren E-Kleinwagen mit Schnellladefunktionalität warte.
Daher kann ich relativ neutral die Ankündigungen betrachten und die Kommentare als Bettlektüre hernehmen ;-)
Aber: immerhin stellt Tesla als Newcomer ein Vorserienmodell hin. Von VW und Daimler als „Weltmarktführer“ kommen nur 5 Minuten vor einer Messe eiligst zusammengenagelte Studien, die mit viel Disconebel präsentiert werden mit vielen Wenn und Abers und im neuen Jahrzehnt auf Teslajagd gehen sollen.
Warten wirs ab…..
Nightrunner meint
Was elon Musk da gebracht hat, war mehr als dürftig . Als Model-3-Reservierer fühlt man sich da regelrecht verarscht. Anscheinend versucht Elon Musk verzweifelt, positive Signale zu übermitteln hat aber nichts, was er tatsächlich präsentieren könnte. Einen vorführfähigen finalen Prototyp des Model 3 scheint es in nächster Zeit auch nicht zu geben. Das verunsichert. Wenn das so weiter geht, werden etliche von ihrer Reservierung zurück treten. Auch ich werde mir überlegen, ob ich nicht lieber einen Ampera-e kaufe. Wenn das Vertrauen in Elon Musk weiter schwindet, wird es sehr schnell mit Tela bergab gehen und dann ist eine Pleite nicht mehr undenkbar.
Kilroy576 meint
Da sehe ich überhaupt nicht so. Mir hat es mal wieder gezeigt, dass ich von Musk auf jeden Fall mehr bekommen werden, als zu dem Zeitpunkt als ich das Model 3 reserviert habe. Mein Vertrauen ist gestiegen!
Warum soll Tesla jetzt schon alles zeigen? Damit die anderen schon jetzt darauf reagieren können? Ich genieße es zu sehen wie er die Latte für alle anderen jedes Mal etwas höher legt. Und wer profitiert davon? Wir Verbraucher. Selbst wenn wir keinen Tesla kaufen.
Warum soll er lange vorher ankündigen? Wenn er es postet, ist es schon passiert. Das ist mir auf jeden Fall lieber. Wenn ich sehe was alles zum Autosalon in Paris versprochen wurde, bin ich echt gespannt was davon noch übrig bleibt …
Aber tu dir keinen Zwang an. Tritt ruhig von deiner Reservierung zurück, dann muss ich vielleicht etwas kürzer warten ;-)
Ich vertraue auf jeden Fall auf Musk. Da bin ich mir sicher, dass ich zu dem Zeitpunkt an dem ich mein Fahrzeug bekomme, den best möglichen Stand der Technik bekomme.
Tom meint
Tut mir leid, dass du enttäuscht warst. Ich denke aber, dass du damit ziemlich alleine bist, wenn ich so die Reaktionen in Netz und Foren sehe.
Dr.M meint
Ich würde es nicht ganz so krass ausdrücken, aber etwas mehr Fakten wären schon schön gewesen – vor allem, wenn vorher gewittert wird, dass es sich um den zweiten Teil der Model 3 Präsentation handeln soll bzw ein neues Produkt vorgestellt wird. Denn der zweite Teil der Model 3 Präsentation wurde im März als diejenige angekündigt, auf der das Interieur gezeigt wird, auch wenn es damals hieß, dass es Ende des Jahres sein soll. Wenn man das dann nicht tut (und so „neu“ ist die Hardware jetzt auch wieder nicht, sondern eine gute Weiterentwicklung) , dann darf man sich nicht wundern, dass sich manche Leute etwas auf den Arm genommen vorkommen.
Leider werde auch ich das Gefühl, dass da mal wieder eine Ankündigung hermusste, nachdem bei der Reichweite Opel und Renault ziemlich dicht an das Model 3 herankommen. Man kann die Fahrzeuge zwar sonst nicht vergleichen und es gibt keine Supercharger, richtig, aber bei der Reichweite ist Tesla zumindest in der Preisklasse nicht mehr unbedingt Nummer eins. Da wäre eine Ankündigung was gewesen.
Und die neue Autopilot-Hardware rauszubringen, ohne dass die Software zumindest für die Safety Features schon richtig läuft verstärkt leider den Eindruck, dass man halt mal wieder was neues ankündigen musste.
Nein, ich werde meine Model 3 Reservierung vom 31. März nicht stornieren, aber ich bin auch kein Tesla Fanboy, der alles super findet, nur weil Tesla draufsteht.
Tom meint
Hm…
Das war doch keine simple Ankündigung , „nur weil mal wieder was her musste“. Hier wurde bekannt gegeben, das seit dem 19.10. in sämtlichen Tesla Modellen standardmäßig Level 5-autonome Hardware verbaut wird.
Ich finde es nachvollziehbar, dass nicht sofort alle bekannten Funktionen bereitstehen, für diese muss Tesla erst wieder viele Meilen Daten sammeln und mit der NHTSA abstimmen. Mit Blick auf das Versprochene kann ich mir nicht vorstellen, dass die Leute, die die alten Autopilot Convenience Feautures bestellt, nun aber für weniger Geld – wenn auch etwas Geduld – deutlich mehr erhalten, Anlass zum meckern haben, im Gegenteil. Und alle, die erst jetzt bestellen, wissen genau Bescheid.
Und, nichts wirklich neues – Gibt außer Tesla noch eine Firma, die Level 5 Hardware in Serie verbaut?
Steve meint
Wenn man es genau anschaut, ist es Level 4, der da ermöglicht werden soll. Auf ein Lenkrad wird wohl auf absehbare Zeit nicht verzichtet (das wäre nämlich Level 5).
Tom meint
Beziehst du dich auf die Definition auf der deutschen Wikipedia? Da steht das tatsächlich.
Anders jedoch in der englischen Wikipedia. Es ist nicht so, dass kein Lenkrad vorhanden sein _darf_, sondern es wäre nur einfach nicht erforderlich.
Quelle: http://www.sae.org/misc/pdfs/automated_driving.pdf
Tesla behauptet, die verbaute Hardware erlaubt künftig Level 5 Autonomie. Sofern das stimmt (wird sicherlich von Behörden bestätigt werden müssen), ist das vorhandene Lenkrad kein Hinderungsgrund für Level 5.
Dr.M meint
In der Tat, ich fand das nach der Ankündigung von „Model 3, part 2“ dann doch etwas sehr dürftig, was es in Sachen Model 3 gab. Schade.
Da fraglich ist, ob nicht die neue Hardware bei Produktionsstart des Model 3 in frühestens acht Monaten nicht wieder eine andere sein wird, hätten mich Details zum Inneren des Model 3 und auch zu anderen Details wesentlich mehr interessiert als eine Hardware, für die es noch keine Software gibt.