Die EU plant, demnächst auch CO2-Grenzwerte für LKW einzuführen – diese durften das Klimagas bislang ohne gesetzliche Limits ausstoßen. Die Überlegungen für die Emissions-Regeln für schwere Laster seien „Teil einer weitreichenden Mitteilung der EU-Kommission zu einem CO2-armen Verkehrssektor“, so eine Mitteilung der Presseagentur DPA. Demnach sollen umweltfreundliche Verkehrsformen wie die Elektromobilität, bessere Effizienz der Motoren (beispielsweise durch die verstärkte Nutzung digitaler Technologien) sowie die Einführung neuer Biokraftstoffe beim Erreichen der Ziele helfen.
Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), begrüßte der Meldung zufolge „die Kombination vielfältiger Bausteine“ durch die EU-Kommission und dass keine Antriebsart grundsätzlich ausgeschlossen werde. Er warnte aber auch vor zu starren Grenzwerten. Der europäische Branchen-Dachverband Acea bemängelte, dass die EU-Kommission den Straßenverkehr zu sehr in den Fokus rücke und forderte einen „ausgeglicheneren Ansatz“, der zum Beispiel auch den Luft-, See- oder Bahnverkehr zum Klimaschutz verpflichtet.
Experte sagt, „es lässt sich nicht viel machen“
Karl Huber, Professor für Thermodynamik und Verbrennungsmotoren an der Technischen Hochschule Ingolstadt, sagte in einem Interview mit Spiegel Online, er glaube „nicht, dass sich bei der CO2-Effizienz der Dieselmotoren noch viel machen lässt“. Bei LKW sei „die Abgaskontrolle fortschrittlicher als bei Autos, hier werden schon seit Einführung der Euro-6-Norm im Jahr 2013 die Stickoxid-Emissionen nicht nur im Labor, sondern auch im realen Betrieb auf der Straße gemessen“, so der Experte, der Technologien für die Verbrauchs- und Emissionsminderung erforscht.
Bei LKW sei „die Abgasnachbehandlung einfacher als beim Pkw umzusetzen, weil für die nötige Technik mehr Platz vorhanden ist und das Verhältnis der Kosten zum Gesamtfahrzeug günstiger ausfällt“, so Huber weiter. Hybridantriebe seien eine mögliche Lösung für „Linienbusse oder bei Fahrzeugen der Müllabfuhr – also immer in Fällen, wo oft angehalten und wieder losgefahren wird“. Einen „bezahlbaren Elektro- oder Hybrid-Lkw für den Fernverkehr“ jedoch könne er sich „derzeit nicht vorstellen“, da „die Energiedichte der Akkus zu gering“ sei.
Stefan meint
Es werden immer nur Teilbereiche angeschaut und diskutiert. LKWs für sich, sind sicher auf einem besseren Stand als die PKWs. Es geht aber um alle Verbrennungsprozesse im Bereich Mobilität.
Baumaschinen haben bis heute keinerlei Abgaskontrolle und Filterung, obwohl sie in direkter Nachbarschaft zu uns stundenlang laufen. Da will keiner ran, weil sonst das Baugewerbe mit Stellenabbau droht. Welcher Gemeinde wären Baumaschinen mit Abgasreinigung einen Aufpreis von ein paar Prozent in der Ausschreibung wert? Keiner, es muss der Billigste genommen werden und Abgase und Feinstaub rausblasen kostet eben nichts.
Bei de BOB wollen die Bürger z.B. lieber die Diesellock, weil eine Oberleitung die Landschaft ‚verschandelt‘. Es liegt wie immer daran, was uns das eine oder das andere wert ist, und das bekommen wir dann auch.
randomhuman meint
Ich lese hier grad Biokraftstoffe. Habe letztens eine Doku gesehen, in der die Umweltauswirkungen von Biokraftstoffen aufgezeigt werden. Schon heute müssen ja laut EU 7% Biokraftstoff im Diesel sein. Dieser wird zurzeit vornehmlich aus Palmöl gewonnen, welches wiederum dort angebaut wird, wo vorher Regenwald stand. Sprich es finden extreme Rodungen für die Biokraftsoffe statt, um genug Platz für Ölpalmen zu bekommen. Dies zerstört nicht nur das ganze Ökosystem und die dazugehörende Artenvielfalt, es ist dadurch auch bis zu 80% umweltschädlicher als fossiler Diesel.
Ich stelle also fest. Den Anteil von Biokraftstoffen zu erhöhen grenzt also an Selbstmord. Indonesien zum Beidpiel ist im Moment größter Palmölproduzent. Auf 13 Mio. Hektar wächst das Zeug (3 mal so groß, wie die Schweiz) und was stand vorher dort, richtig, Regenwald.
Die EU macht natürlich nichts. Hauptsache es steht Biodiesel am Zapfhahn.
Das ist zwar etwas drastisch formuliert aber leider die Wahrheit.
ecomento.de meint
Zur Info:
https://ecomento.de/2016/07/15/bio-diesel-so-ganz-und-gar-nicht-bio/
VG
TL | ecomento.de
Utx meint
Im Verhältnis zur Nutzlast verbraucht ein LKW auch ohne gesetzliche Limits schon nur 1/10 eines PKW. Ein 40-Tonner LKW mit 25 t Nutzlast verbraucht ca. 35 l Diesel pro 100 km. Entsprechend wären das bei 500 kg Nutzlast eines PKW nur 0,7 l / 100 km.
Und auch die Schadstoffwerte z.B. bei NOx sind beim LKW absolut, nicht relativ, geringer, als bei PKW.
Andilectric meint
Absolut korrekt. Es geht aber auch darum, keine Stellschraube ganz auszulassen. Der Verkehrsbereich muss insgesamt auf den Prüfstand, egal ob Auto, Bahn, Bus oder LKW. Es kann nicht sein, dass wir das Auto immer „sauberer“ machen, aber andere Bereiche ausblenden. Man hat sich hier auch darauf verlassen, dass Spediteure schon auf die Kosten und somit den Verbrauch achten. Das ist richtig, aber auch sehr naiv. Wenn der Sprit billig ist (wie zuletzt), fällt diese „Selbstkontrolle“ nämlich ins Wasser.
Kurzum: Grenzwerte für ALLE und diese ordentlich kontrolliert und dann brauchen wir endlich einen guten Ausstiegsplan aus den fossilen Antrieben.
Tom meint
Volle Zustimmung. Schiffsantriebe wären auch so ein ganz, GANZ heißer Kandidat.