Elektromobilität ist eigentlich eine feine Sache: Sie ist sauber, leise und liefert ein starkes Drehmoment. Doch es gibt einen Bereich, wo Elektromotoren überhaupt nicht erwünscht sind – als „Motordoping“ beim Radsport. Seit 2010 wird die illegale Technik heiß diskutiert, seit Fabian Cancellara während eines Rennens scheinbar mühelos zu einem Sprint ansetzte. Findige Beobachter wollen erkannt haben, wie der Radprofi kurz zuvor einen versteckten Hebel betätigt habe.
„Seitdem sind Radsport-Fans auf Suche nach Video-Schnipseln, die rätselhafte Bewegungen des Rades nach einem Sturz oder ähnlich Verdächtiges zeigen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung in einem aktuellen Artikel über das Phänomen Motordoping. Bei der Tour de France im Jahr 2015 sollen demnach bereits „ein Dutzend Fahrer motorgedopt gestartet“ sein, zitiert die Zeitung den ehemaligen Direktor der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD, Jean-Pierre Verdy – der allerdings keine Namen nennen will.
Und so stehen die Rennmaschinen der Tourfahrer bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt besonders im Fokus: Da seien „am Start jeder Tour-Etappe diese jungen Männer, die mit einem Tablet-Computer in der Hand den Rahmen des Rennrades absuchen“ und später „am Ziel andere Männer, die sich ein Velo schnappen und in ein braunes Zelt in der Nähe der finalen Linie bringen“, so die SZ.
Klassisches Doping gerät aus dem Fokus
Es sei „schwer einzuschätzen, wie verbreitet diese Betrugsart tatsächlich ist“. Zwar gehe es nur um „ein paar zusätzliche Watt“. Diese können aber den Ausgang eines Rennens entscheidend beeinflussen. „Aktenkundig“ sei jedoch erst ein Verstoß: „Anfang des Jahres war im Rad der Belgierin Femke Van den Driessche bei der Cross-WM der Juniorinnen ein Motörchen gefunden worden“. Van den Driessche sagte später, ihr Fahrrad sei „mit dem eines Freundes verwechselt worden“.
Und nun bei der Tour? Suchen die Verantwortlichen per Magnetresonanz-Untersuchungen via Tablet, mit Wärmebildkameras und Röntgen-Tests nach möglichen Manipulationen. Das Bizarre daran: „Die Bilder von Tablets, die Zelte und die Diskussionen über Motoren und Tretlager“ hätten „auch den Effekt, dass das immer noch weit verbreitete klassische Doping in der Branche und der Berichterstattung noch weiter aus dem Fokus gerät“.