Elektroautos in Mallorcas Mietwagenflotte sind trotz aller Anstrengungen und Finanzspritzen weiter die Ausnahme. Fünf Millionen Euro machte die Balearen-Regierung zuletzt locker, um die Elektromobilität auf der Urlaubsinsel auszubauen – von bis zu 2000 Ladestationen etwa ist die Rede. Doch wer soll sie nutzen?
Seit gut drei Jahren hat der Verleiher Proa ein paar dutzend Renault Twizy an der Kreuzfahrtmole in Palma stehen. „Wir waren wirkliche Pioniere und mit unseren 43 Twizys der Autoverleiher in Europa mit den meisten Elektroautos“, sagt heute der für das Projekt Hauptverantwortliche Rafa Carrasco der Mallorca Zeitung. Es sei „gar nicht viel dabei“ gewesen: „Wir haben 13 Steckdosen angebracht, ein paar Twizys da hingestellt und fertig.“ Die Leihstation direkt im Hafen sei ein Erfolg: Je nach Jahreszeit und Kreuzfahrtschiff würden die Twizys, die zwischen 40 und 60 Euro pro Tag kosten, sehr gut nachgefragt. „Manchmal haben wir in der Hochsaison keinen einzigen mehr in der Station“, sagt Carrasco.
Anders sieht es bei Verleihern wie Sixt aus. Man habe zwar „fünf Nissan LEAF in Palma“ und erwarte „in Kürze einige BMW i3“ und habe sogar einen BMW i8 im Angebot, wie der Flottendirektor des Konzerns für Spanien, Gilles Redard, der in der Zentrale in Palma sitzt, der Zeitung sagte. Allerdings seien die Fahrzeuge nie alle reserviert. Redard glaube dennoch an die Zukunft der Elektromobilität in der Mietwagenbranche, da Stromer mit den Jahren immer wettbewerbsfähiger und alltagstauglicher werden.
Antoni Mas Ferrer vom Verband der großen Mietwagenunternehmen auf den Balearen (Baleval) jedoch ist von Elektroautos nicht sehr angetan. „Wie viele Privatleute fahren denn Elektroautos?“, habe er gegenüber der Mallorca Zeitung rhetorisch gefragt und die Antwort gleich selbst gegeben: „Sehen Sie, wir sind nur ein Spiegel der Bevölkerung. Warum sollten wir mehr im Angebot haben?“ Dementsprechend hätten die meisten der Firmen, die Baleval vertritt, auch kein einziges Elektroauto vor Ort.
weotui meint
E-Autos sind auf Inseln mit Steigungen und starken Gefällen ein Abenteuer besonderer Art. Ich selbst fahre eine Ampera (der zugegebener Maßen ein Plug-In-Hybrid ist) auf Teneriffa. Dort schaffe ich es regelmäßig, mit mehr Ladung in der Batterie nach Hause zurückzukehren, als ich im beim Wegfahren im Speicher hatte. Der Trick ist natürlich, bergauf kurz den Verbrennungsmotor zu nutzen und bergab zu rekuperieren. Beim Ampera kann man den Wechsel zwischen herkömmlichen und elektrischen Antrieb manuell beeinflussen. Diese Art des strategischen Fahrens spart Energie und macht obendrein Spaß. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass die perfekte, durch den E-Motor bedingte Automatik in den Serpentinen eine große Hilfe ist. Bergab benutzte ich nur selten die Bremsen, da ein einfaches „Gaswegnehmen“ bereits stark abbremst und dabei Energie sammelt. Mir folgende Fahrer sind immer wieder verblüfft, wie elegant ich durch die engen Kurven komme ohne ständig zwischen Bremse und „Gas“ wechseln zu müssen. Aufladen an der Ladesäule muss ich nicht und vor der Haustür reicht ein einfaches Laden mit 6A, um die halbleere Batterie am nächsten Morgen mit 80 km Reichweite wieder voll zu haben. Jetzt lege ich mir noch einen gebrauchten Twizy zu, um in der nassen Badehose vom Strand zurück zu kommen und die Welt ist in Ordnung ;)
Daniel meint
Kann die Aussage von Antoni Mas Ferrer nicht nachvollziehen. Gerade wenn man sich einen Wagen mietet, probiert man doch mal was anderes / neues aus. Da muss man schon ganz schön eigensinnig sein, wenn man unbedingt den gleichen Wagen wie zu Hause haben will.
Andilectric meint
Ich war letztes Jahr selbst auf Mallorca und dabei 3 Tage mit einem Mietwagen unterwegs. Dabei war schon festzustellen, dass wir recht weite Strecken auf den Ausflügen zurückgelegt haben. Ich hätte da ehrlich gesagt kein reines E-Auto haben wollen, dass ich dann zweimal pro Tag hätte laden müssen. Das ist nicht praktikabel. Aber was spricht denn z.B. gegen Hybrid-Autos auf Mallorca bei den Leihwagenanbietern? Einige Taxis waren z.B. Auris Hybride. Fand ich sehr sinnvoll, da innerorts leise und gleichzeitig langstreckentauglich und sparsam.