Ein Elektroauto braucht etwas Anlauf, bevor es in der Umweltbilanz einen Verbrenner einholt. Denn bei der Produktion von Elektroautos fallen etwa 60 Prozent mehr CO2-Emissionen an, als bei der Herstellung eines Benziners oder Diesels. Wer nur Ökostrom lädt, hat dieses Manko aber bereits nach 30.000 Kilometern ausgeglichen. Und selbst mit herkömmlichen Strom, bei dem Erneuerbare nur etwa ein Drittel ausmachen, ist ein Stromer ab etwa 100.000 Kilometer auch fürs Klima unterwegs.
Etwas problematischer sei die Umweltbilanz bei der Herstellung der „vor allem in den Batterien verbauten Hightech-Stoffe“, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet und dabei eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik zitiert. Diese werden „oft in Ländern abgebaut, die es mit dem Umweltschutz nicht so genau nehmen“.
Der magnetische Stoff Neodym etwa – „für die Hersteller von Elektroautos unentbehrlich“ – werde wie etwa 90 Prozent aller seltenen Erden in China gefördert. Abbau und Aufbereitung des Stoffes gelten „als sehr umweltschädlich, weil radioaktive Abfallprodukte entstehen“. Gesetze der Zentralregierung, die auf bessern Umweltschutz abzielen, laufen jedoch meist ins Leere, da „Korruption und illegaler Abbau allgegenwärtig“ seien.
Auch die Herstellung von Leichtbau-Karosserien aus Aluminium sei problematisch, da die Gewinnung des Leichtmetalls aus dem Erz Bauxit „extrem energieintensiv“ sei und ein „mit Schwermetallen und Natronlauge versetzter Rotschlamm“ anfalle. Dessen Deponierung und Aufbereitung sei „eigentlich kein Problem“. Aber da sich „ein Großteil der Bauxitreserven in tropischen Regenwäldern“ befinde, wird dieser in „großem Maßstab“ abgeholzt. Und bei starken Niederschlägen werden Rotschlamm-Deponien oft überschwemmt – „was Gewässer und Böden vergiftet“.
Dennoch sagen Forscher wie Julius Jöhrens vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung, dass Elektroautos „unverzichtbar“ seien, „um den Straßenverkehr zukünftig auf erneuerbare Energien umzustellen“. Plug-in-Hybride meint er damit aber ausdrücklich nicht – denn sie „werden von Autoherstellern dazu genutzt, die Statistik zu schönen“ und die immer strenger werdenden EU-Grenzwerte für den CO2-Ausstoß zu erreichen.
onesecond meint
Ich hab versucht die Studie online zu finden. Das Einzige, das ich beim Fraunhofer IBP oder sonstwo gefunden habe, war eine Studie von 2013, die sich hauptsächlich mit Leichtbau beschäftigt hat, deswegen vielleicht auch das Abschweifen zu Alu-Karosserien beim SZ-Artikel. Kann da vielleicht noch mal jemand von Ecomento recherchieren? Es sieht so aus, als würde da eine alte Sau durchs Dorf getrieben. Ich würde echt gerne mal einen Blick in die Originalstudie werfen, vor allem da Seltene Erden in vielen Elektroautos ja gar nicht drin sind. Die Studie ist ja bei der SZ natürlich nicht verlinkt.
ecomento.de meint
Wir haben die Studie bereits angefragt, bisher aber leider noch keine Antwort von der Süddeutschen erhalten.
VG
TL | ecomento.de
onesecond meint
Vielleicht auch mal beim Fraunhofer IBP direkt anfragen?
ecomento.de meint
Zur Sicherheit auch schon angefragt!
VG
TL | ecomento.de
Christoph meint
Im Übrigen verbraucht Ford für sein Erfolgsmodell F150 ca. 350.000 Alu jedes Jahr, weil der dicke Brummer aus Alu besteht.
Aber die pösen E-Autos sind es dann.
Den Rest kann man den Vorpostern entnehmen.
thewolve meint
Here is the reply directly from Tesla (received within less than 12 hours):
Tesla does not use rare earth metals in our battery or motor. Typically, rare earth metals apply to DC motors, which use magnets. One of the reasons we use an AC induction motor is it does not require magnets, which often contain the rare earth metals.
ZOE-Driver meint
Renault baut den ZOE Motor ohne seltene Erden. Nur mal so. Und eine Alu- oder Carbonkarosserie hat so ein ZOE auch nicht. Also man KANN es besser als im Artkel beschrieben. Tesla setzt übrigens auch keine seltenen Erden ein.
steff meint
Was für ein Quatsch!
Tesla beweist, dass der SE Verbrauch nichts mit der E-Mobilität zu tun hat. Weder im Akku noch im Motor sind SE verbaut!
Bei einem Benziner oder gar Hybrid (NiMh) sieht das ganz anders aus. Katalysator, Lambdasonde, Einspritzdüsen… alles voller SE. Liebe Süddeutsche, gäbe es keine Verbrenner PKW mehr, ginge der Verbrauch von SE zurück.
Dass der Abbau von Bauxit zulasten der E-Mobilität gehen soll, ist zwar genauso Quatsch, aber immerhin originell. Der „Vorwurf“ war mir neu…
Klaus meint
Oh je oh je … Irgendwie erinnert mich der Groll dieser Kommentare an meine Veganer Freunde.
In dem Zusammenhang habe ich mal ein Buch gelesen, Titel leider vergessen, nun ja.
Ein Wissenschaftler, der schon als Kind Vegetarier war. Sich also nicht vorstellen konnte Fleisch
zu essen, hat im Laufe seines Lebens (Wird jetzt ca. 40 – 45 sein) sich ausgiebig mit dem Thema Ernährung beschäftigt, dazu ist er Sportler (braucht also hochwertige Energie Zufuhr).
Rohköstler, Vegetarier, Veganer, Flexiganer usw., alles hat er ausprobiert und sich weitergebildet.
Nun – er ist zu dem Schluss gekommen, dass unser Körper Fleisch braucht. Da unsere Beschaffenheit einfach noch die eines Neandertalers ist. Damit zwingt er sich aus gesundheitlichen Gründen hin und wieder Fleisch zu essen.
Das glaubt nur kein Veganer. Er beschreibt auch, dass man in der Zeit als Veganer, sich unterbewusst drauf konditioniert, dass zu lesen, was einen in seiner Haltung Veganer zu sein bestärkt. Ich glaube man nennt es Scheuklappen oder vielleicht Tunnelblick.
Wie dem auch sei.
Vor einigen Jahren habe ich die Diskussion bei einem großen Automobilhersteller mitbekommen
(Nicht was wir tagtäglich lesen, eine Diskussion im Unternehmen, das darf ich nicht nennen)
Das die E-Mobilität nur eine Übergangslösung sein kann, denn man verbessert die Ökobilanz zu gering. Es muss im Grunde ein Antrieb her, der sauberer ist. Und da hat auch der von euch allen geliebte, von mir nur geschätzte Elon Musk keine Antwort drauf.
Es gibt aber scheinbar, unscheinbare Menschen, die wirklich was für die Umwelt tun:
http://bit.ly/1T0j4rx
Grüße euer Klausi, der versucht, seinen Tunnel täglich zu verlassen …
Andilectric meint
lieber Klausi, stimme dir zu. Das E-Auto mitsamt Akkutechnologie muss noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Ich denke, dass das die Technologie der nächsten 20-30 Jahre werden wird und dann schon wieder langsam abgelöst werden könnte. Das kann eine Technologie sein (wie die Lävulinsäure), die momentan noch – fast – niemand auf dem Schirm hat. Der erste und schwerste Schritt ist aber der, endlich von diesem antik-fossilen Monster namens Verbrennungsmotoren wegzukommen. Zur „Not“ begrüße ich auch den Erfindungsreichtum eines Fußballers ;)
Martin Leitner meint
Klausi, schon mal in der Wikipedia nach dieser Lävulinsäure gesucht? Gesundheitsschädlich. Außerdem faselt dieser verlinkte Artikel zwar was von Lösung der Energieprobleme, bliebt aber eine schlüssige Erklärung schuldig. Erinnert sehr an das Geschwafel von Perpetuum-Mobile-„Erfindern“.
Und deine Story über Veganer halte ich ebenfalls für höchst fragwürdig. Ich bin Fleischesser, falle also nicht in deine Kategorie „Das glaubt nur kein Veganer.“, habe mich auch schon recht intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt und bin überzeugt davon, dass man ohne Fleisch sehr wohl auskommen kann. Es ist nur aufwändiger.
Starkstrompilot meint
Kleiner Nachtrag:
http://www.ucsusa.org/clean-vehicles/electric-vehicles/life-cycle-ev-emissions#.VlRSJP58PAV
ecomento.de meint
Danke, haben wir bereits für Morgen vorbereitet!
VG
TL | ecomento.de
lenzano meint
Hm… welcher Hersteller baut denn seine Motoren mit Nedoym-Magneten? Nissan, BMW, VW?
Tesla und Renault gehören schon mal nicht dazu.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich solche Betrachtungen und Diskussionen um die Beschaffung der Rohmaterialien „ausschließlich für Elektrofahrzeuge“ halten, um diese schlecht zu machen.
Ein Anlasser oder andere viele Elektromotoren in herkömmlichen Fahrzeugen bedarf natürlich keinerlei dieser Rohstoffe.
Auch die Beschaffung des Stroms wird immer wieder als Gegenargument genannt, weil der Sprit ja aus der Zapfpistole kommt.
Fragt da mal jemand nach havarierten Bohrinseln, versunkene Tanker, Umweltbelastung durch Fracking etc. ?
Die daraus entstehenden Diskussionen kennt wohl jeder EV-Fahrer nur zu gut!
Martin Leitner meint
Den „Original“-Artikel in der Süddeutschen habe ich gestern auch gelesen – und beinahe einen bösen Leserbrief hingeschickt. Wäre aber schade um meine Zeit. Es ist so offensichtlich, dass dieses Schlechtreden der E-Autos bezahlt wurde. Aber dieses Versteckspiel wird die deutsche Autoindustrie nicht mehr retten. Dieselgate ist nur der Anfang des Niedergangs.
Starkstrompilot meint
Dass so ein Schreiberling von einem Käseblatt wie der Süddeutsche irgendeinen Quatsch schreibt, ok, aber bei jemanden vom Fraunhofer Institut hätte ich jetzt doch mehr technischen Hintergrund vermutet. Jedenfalls gibt es Elektromotoren ohne seltene Erden. Aluminium findet überall Anwendung, hat also auch nichts speziell mit E-Autos zu tun. Dass dazu viel Energie in Form von Strom benötigt, ist auch nicht neu. Erdöl wird ja weltweit unter streng ökologischen, nachhaltigen Gesichtspunkten abgebaut.
Gab es einen ähnlichen Artikel nicht schon vor eineinhalb Jahren im Spiegel? Der war auch schon Unsinn.
Der Strommix hat beim E-Auto auch nichts verloren. Keiner betreibt E-Autos ohne Not mit konventionellem Strom.
Nur bei den Hybriden hat er Recht. Sind nur zur Flottenkosmetik da. Verschwinden aber früher oder später sowieso.
Hauptsache mal wieder irgendeinen Mist zusammengestellt, um das Elektroauto etwas schlechter dastehen zu lassen. Wer hat die Studie denn bezahlt?
lenzano meint
och da war der Pilot wieder schneller xD
+1
SB meint
Da wird doch das Elektroauto schon wieder schlecht geredet.
1. Meiner Meinung nach benötige ich die seltenen Erden nur bei Synchronmotoren, Asynchronmotoren werden fremdbestromt?! Zudem werden für die Katalysatoren der Verbrenner auch seltene Erden benötigt!
2. Aluminium wird auch immer mehr bei den Verbrennern eingesetzt um auch hier das Fahrzeuggewicht zu reduzieren, das hat nichts mit dem Elektrofahrzeug zu tun.
3. Meines Erachtens kann man bei der Erzeugung der Batterie noch Energie einsparen, indem man dies durch regenerative Energien unterstützt, Tesla wird das mit der Gigafabrik tun!
4. Ich kann mir nicht vorstellen das jemand ein Elektroauto fährt und dieses nicht mit Ökostrom lädt, oder sogar noch über die eigene Photovoltaikanlage unterstützt. Wir tun das auf jeden Fall und fahren zwei Elektrofahrzeuge.
lenzano meint
Ich fahre seit über 1,5 Jahren auch elektrisch – natürlich zu 100% aus Ökostrom – in meinem Fall ausschließlich Wasserkraft.
Mußte zuletzt ein Flottenfahrzeug mit Diesel betanken – für mich gar nicht vorstellbar, beim Einstecken des Ladekabels Handschuhe anziehen zu müssen. Iehks!!!
Nightrunner meint
Sie haben es auf den Punkt gebracht. Klarer kann man es nicht ausdrücken.
Ich habe den Verdacht, dass diese Anti-Elketroauto-Artikel und die Untersuchungen, auf die sie sich beziehen, von der Erdöl- und Verbrenner-Mafia organisiert sind. Das Schlimme ist, dass Otto-Normalbürger diesen Quatsch auch noch glaubt, nur weil ein seriöses Institut und eine bekannte Zeitung dahinter stehen.
Andilectric meint
die Leute wollen das manchmal gerne glauben. Kenne genug ältere Herrschaften die sich auf ihre alten Tage noch ein Groß-SUV gekauft haben, dass mit dem größtmöglichen Dieselmotor ausgestattet wurde. Diese Leute rechtfertigen ihr Verhalten doch mit allen Mitteln und freuen sich wenn sie in der SZ das dazu passende Argument finden (oder egal in welchem Blättchen). Das ist menschlich, aber trotzdem doof:)
Natürlich muss man auch als E-Auto Fan aufpassen, nicht naiv zu werden und alles toll zu finden was diesbzgl. auf den Markt kommt. Manche Dinge bedürfen auch hier noch der Optimierung (ich verstehe auch nicht, warum ein E-Auto 700 PS haben muss?). Die Grundrichtung erscheint mir aber bei der E-Mobility wesentlich nachhaltiger zu sein als es bei den Verbrennern je war.