Kauder bremst die Elektromobilität aus: Aufgrund eines Vetos von Unionsfraktionschef Volker Kauder habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein Förderprogramm für Elektroautos mit einem Volumen von 200 Millionen Euro gestoppt, berichtet Spiegel Online. Der Plan, den Angela Merkel gerne bei der Nationalen Konferenz Elektromobilität vorgestellt hätte, war eigentlich, dass Unternehmen bei als Dienstwagen genutzten Elektroautos die Anschaffungskosten bereits im ersten Jahr zur Hälfte abschreiben dürfen.
Aufgrund Kauders Einspruch gilt die Maßnahme innerhalb der Fraktion nun als gescheitert. Kauder hält dem Bericht zufolge Subventionen für die gut verdienende Automobilindustrie für schwer vermittelbar, da sie schon heute von staatlicher Forschungsförderung profitiere.
Außerdem (und jetzt kommt der Moment, an dem sich überzeugte Elektromobilisten echauffieren dürften) sei Kauder skeptisch, dass Elektromobilität zukunftsfähig sei. Zudem fehle ihm auf den Markt ein Elektroauto, das dem Anspruch eines Dienstwagens gerecht wird.
Dass es auch anders geht, beweist z.B. Verkehrsminister Dobrindt, der seine Kurzstrecken in der Hauptstadt mit einem BMW i3 abspult. Die Schweizer Verkehrs-, Umwelt- und Energieministerin Doris Leuthard ist mit dem Tesla Model S in einem Elektroauto unterwegs, das viele andere Dienstwagen in den Schatten stellt. Und vielleicht sollte Herr Kauder auch einmal das Gespräch mit Klaus Baumgärtner suchen, der in einem sehenswerten Video erklärt, wie man Dienstwagen-Flotten elektrifiziert – sein Unternehmen hat aktuell sogar elf Model S im Dauer-Einsatz.
Ralf Wagner meint
Wenn die Förderung jetzt gekommen wäre, hätten noch mehr Leute Tesla gekauft, das wollte man nicht…
Ralf
Peter Richter meint
Ich finde es gut, dass es keine Förderung gibt. Das Argument der Steuermehreinnahmen trotz Förderung sehe ich zwar ein, aber hier geht es wieder nur um eine Ausweitung des Geschäftsmodells der deutschen Automobilindustrie, die mittlerweile die Hälfte ihrer Fahrzeuge als Dienstwagen in den Markt bringt, was klar ist weil die Autos kaum noch jemand bezahlen kann; und das muss langsam mal aufhören. Wenn ich sehe, dass Renault (ich weiß, ist nicht deutsch) mit der Zoe versucht einen Kleinwagen ohne Verbrennungsmotor und alles was da noch dranhängt für über 20000€ zu verkaufen, dann ist das Beschiss und sowas darf man nicht allimentieren. Der Markt für Elektroautos wird in China und Kalifornien entschieden und nicht in Deutschland. Und wenn die deutsche Industrie keine E-Autos und zwar richtige und nicht irgendwelche Umbauten bauen will, dann kommen eben unsere Autos in Zukunft von da!
Peter meint
Sie schreiben: „Der Markt für Elektroautos wird in China und Kalifornien entschieden.“
Warum wohl…. Ach, stimmt: Dort gibt es staatliche Förderungen für Elektroautos. ; )
Peter Richter meint
Der wird nicht dort entschieden, weil es Förderungen gibt, der wird dort entschieden, weil die wirklich E-Autos bauen wollen.
Bodo75 meint
„Und wenn die deutsche Industrie keine E-Autos und zwar richtige und nicht irgendwelche Umbauten bauen will, dann kommen eben unsere Autos in Zukunft von da!“
Die Aussage ist richtig, die Konsequenzen dürften in Deutschland allerdings niemanden freuen. Hier hängt ein Großteil der Jobs eben davon ab, dass deutsche Automobilhersteller Fahrzeuge verkaufen.(Zulieferbetriebe, Automatisierer) Geht es langfristig mit denen bergab, kann man sich vorstellen was mit den Zulieferern passiert. Subventionen in neue langfristig lohnende Technologien sind meiner Meinung nach ein wichtiger Baustein um ein Land zukunftsfähig zu machen.
peter meint
Unter den zehn meist verkauften Elektroautos in Deutschland ist nur ein Auto aus den USA / China: Das Model S. Angeführt wird die Liste mit Abstand von BMW i3 (ein richtiges E-Auto, kein Umbau) und dem e-Smart. Dann kommt die Zoe aus Frankreich (ein richtiges E-Auto, kein Umbau) dann der deutsche e-Up. Weltweit am besten verkaufen sich die Zoe und der Leaf (ein richtiges E-Auto, kein Umbau) aus Japan. Die Aussage bleibt falsch. Für den Rest gebe ich Ihnen Recht: Subventionen würden den Staat über Mehreinnahmen bei der MWSt. kaum etwas kosten, die Hersteller und Zulieferer würden mit Stromern mehr verdienen, usw. usf. …
Peter Richter meint
Auch wieder so einer, der sich den Status Quo anschaut und meint, ist alles bestens.
Verstehen Sie mich nicht falsch, die Zoe ist die Liebe meines Lebens, aber ich lasse mich von der Industrie nicht verarschen und ein Auto ohne den ganzen Verbrennerunsinn schieß mich tot und statt dessen ein Elektromotor kostet 12000 nicht 23000 (ohne Batterie, und ja die haben ihn gesenkt, ist immernoch Beschiss). Und das treiben die so weiter, bis BYD oder Denza anfängt Autos nach Europa zu exportieren und das wars das, weil die Deutsche 7 Jahre brauchen um darauf zu reagieren.
mainhattan meint
Stimmt so nicht, zumindest im Juli wurden mehr KIA Soul EV als i3 verkauft. Letzteres ist nach den Händlerzulassungen ein Ladenhüter geworden.
Peter Richter meint
Das ist doch aber gerade der Grund, weshalb die deutsche Automobilindustrie keine E-Autos möchte. Das Geschäftsmodell ändert sich, egal ob man die Autos hier herstellt oder ob sie aus Asien kommen!
Die Autobauer verkommen zu reinen Schrauberbuben, weil sie nicht über dem Know-How des Verbrenners sitzen und damit die gesamte Wertschöpfungskette diktieren. Der Motor kommt Bosch oder ZF, die Batterien von Samung oder Panasonic, die Elektronik von Foxconn, die Software von Apple oder Google, die Blech und Kunststoffteile von sonstwo. Ich sehe in dieser Liste keinen Autobauer!?!
Darauf zu reagieren mit einem 35000€ Golf Umbau ist der Tod!
max meint
Jetzt wird mir auch klar, woher der Begriff „Kauderwelsch“ stammt.
Mike meint
Womit haben wir Typen a la Kauder nur verdient?
Sind wir denn nicht schon gestraft genug, mit viel zu vielen „Holzköpfen“ in der Politik!
Bodo75 meint
Was soll man tun, wenn fast nur noch Juristen Politiker werden und sich anmaßen den Weitblick zu haben zu entscheiden, welche technischen Entwicklungen Zukunft haben und welche nicht. Für mich als Ingenieur der Elektrotechnik sind die Aussagen von Herrn Kauder einfach nur lächerlich. Da wird Lobbypolitik gemacht um vermeintlich die deutsch Wirtschaft zu schützen. Verständlich ist es zwar, da in unserem Land extrem viele Jobs direkt an der klassischen Automobilindustrie hängen. Am Ende kann man aber den Fortschritt nicht aufhalten. Wer versucht sich dagegen zu wehren, ist bereits Geschichte.
Ich kann Dr.M nur zustimmen. Am Ende kommt es nicht auf Deutschland an. Die Politik sollte sich nur nicht anmaßen Deutschland zu einem Leitmarkt der Elektromobilität erklären zu wollen. Man kann sich ja mal als Beispiel die Metropolregion Hannover, Braunschweig Göttingen Wolfsburg anschauen. Im Jahr 2012 wurde beschlossen, diese Region zum Vorzeigeprojekt für Elektromobilität zu machen. Ich lebe in dieser Region, mir sind keine Ladesäulen ins Auge gestochen…
Interessant finde ich auch, dass eine Förderung beim Kauf von Elektroautos kaum zu Mindereinmahmen führen dürfte. Selbst bei einer Förderung von 5000€ pro Auto würde ein e-Golf noch ca. 13.000€ mehr als die Basisvariante kosten und somit immer noch einen Steuerertrag von ca. 700€ (Mehrwertsteuer auf 30.000€ – 5000€ Förderung) „erwirtschaften“.
So, damit habe ich mir den Frust von der Seele geschrieben… :-)
Dr.M. meint
Wir können ja mal eine Wette eingehen:
Wer ist zukunftsfähiger, Kauder oder Elektroautos?
Ich tippe mal auf Letztere, aber Herr Kauder wird seine Zukunft nach der politischen Laufbahn durch diese Massnahme schon abgesichert haben, so wie Herr Profalla, oder Herr Schröder oder Herr Klaeden oder…… Evtl. ist da ja ein nettes kleines Aufsichtsratsmandat bei einem deutschen Verbrenner-Hersteller drin?
Es ist wirklich ein Trauerspiel, wie sich Deutschland hier selbst aus dem Rennen schiesst, denn es wird nicht auf Deutschland ankommen, wann (uns schon gar nicht ob) die E-Mobilität kommt. Das wird anderswo entschieden. Wenn es nicht schon entschieden ist.
Die deutschen Hersteller gehen keinerlei Risko ein, lassen sich eine Lade-Teststrecke mit ihrem proprietären CCS-Standanrd vom Staat bezahlen, „fordern“ mehr Investitionen von Bund und Ländern in die Lade-Infrastruktur (Beispiel der Audi-Chef) und bekommen dann auch noch Geld für die Forschung – erstens für was und warum eigentlich, wenn die doch angeblich so gut verdienen?
Sich dann aber über Tesla amüsieren, die – noch – Verluste machen. Dabei ist es bewundernswert, was diese relativ kleine Firma in so kurzer Zeit erreicht hat, siehe kostenlose Supercharger, Model S und Model X und dann auch noch die Gigafactory.
Abgesehen davon wäre eine staatlche Förderung des KAUFES von E-Autos durch Privatleute den Kunden und nur indirekt der Autoindustrie zugute gekommen, aber das hat Herr Kauder (wie so Manchen) nicht verstanden. Er könnte ja mal nch Norwegen oder in die Niederlande schauen, auch Frankreich ist das weiter.
Aber es wäre zu einfach, hier nur Herrn Kauder Vorwürfe zu machen, wenn Frau Merkel nicht nur eine Ankündigungs-, sondern auch eine Entscheidungskanzlerin wäre, dann hätte sie eine Förderung (die ja sowieso nur für Geschäftswagen gegolten hätte) auch gegen Widerstände durchgesetzt. So aber wird das in Deutschland in naher Zukunft nichts mit der E-Mobilität.
Da kann man nur mit den Füssen bzw. mit seinem Kaufverhalten abstimmen und Tesla kaufen. Ich jedenfalls freue mich schonmal auf das Model 3 – ich hoffe, viele andere auch.
mainhattan meint
Zustimmung ;-)
Strohm meint
Da hat Herr Kauder in seinem Satz: „Zudem fehle ihm auf den Markt ein Elektroauto, das dem Anspruch eines Dienstwagens gerecht wird.“ wohl etwas weggelassen.
Gedacht hat er wahrscheinlich: „Zudem fehle ihm auf den Markt ein Elektroauto eines deutschen Herstellers, das dem Anspruch eines Dienstwagens gerecht wird.“ ;-)
KaJu74 meint
Hallo
Genau das ist der springende Punkt.