Die Grenzen zwischen Automobil und Computer verschwimmen immer mehr, heute sei „nahezu jedes Automobil ein rollender Computer mit Dutzenden Sensoren“, so die Automobilwoche. „Unternehmen der Technologie-Branche rücken immer tiefer ins einstige Hoheitsgebiet der Autoindustrie vor“, zitiert die Zeitung den Autoexperten Thilo Koslowski vom IT-Marktforscher Gartner. Das treffe nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch das Geschäftsmodell. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Mehrheit der Autoindustrie gewappnet ist, dem Druck der neuen Player standzuhalten“, sagt der Gartner-Analyst.
Auch Branchenexperte Stefan Bratzel sehe neue Konkurrenz im Anmarsch: „Insbesondere die Big-Data Player der IT-Industrie spielen künftig in der Wertschöpfungskette der Automobilindustrie eine sehr wichtige Rolle“. Die Autobauer agierten derzeit nach dem Modell der „Co-opetition“: Kooperation und Wettbewerb zugleich. Zwar arbeiten sie etwa mit Apple und Google zusammen, um Smartphones und Apps ins Auto zu bringen. „Andererseits sehen sie die IT-Player auch als künftige Konkurrenten für den Mobilitätskunden der Zukunft und wollen ihnen keinen umfassenden Zugang zum Auto gewähren“, so Bratzel.
Am Ende gehe es „um viel mehr als Apps, Smartphones oder gar automatisiertes Fahren“, so die Automobilwoche: „Die Digitalisierung pflügt auf lange Sicht das ganze Geschäft um.“ Der Meinung sei auch Gartner-Experte Koslowski, der große Teile der Industrie in einer Starre sieht: „Ich glaube nicht, dass man erkannt hat, wie sehr sich das ganze Automobil verdigitalisieren wird in der Zukunft.“
Potenzielle zukünftige Rivalen wie Google etwa verzichten gar auf den Fahrer und vertrauen „ganz auf den Computer. In dem kleinen runden Elektroauto-Zweisitzer des Internet-Konzerns sind weder Lenkrad, noch Pedale vorgesehen.“ Koslowski umschreibe es so: „Google ist mehr daran interessiert, die ‚verlorene Zeit‘ im Auto dem Menschen zurückzugeben“. Und auch Bratzel erwarte, „dass sich die Insassen zunehmend mit anderen Dingen als mit Autofahren beschäftigen werden“.