Harley-Davidson meint es ernst mit seinem ersten Elektromotorrad – allerdings so ernst, dass man die Elektro-Harley erst auf den Markt bringen wird, wenn es wirklich Sinn macht. „Wir reden hier nicht über nächsten Sommer“, stellte Unternehmenschef Matt Levatich im Gespräch mit motorcycle.com klar.
„Wir müssen Kundenfeedback einsammeln … und auf ein Fortschreiten der Technologie warten und dann alles zusammenfügen“, so Levatich weiter. Entscheidende Voraussetzungen für die Einführung einer rein elektrischen Harley-Davidson sollen demnach Praxisreichweite, Geschwindigkeit und ein souveränes Fahrverhalten sein.
Vor allem jedoch wollen die Verantwortlichen der US-Traditionsmarke erst noch klären, ob die kürzlich überraschend vorgestellte Elektro-Studie LiveWire sich überhaupt wie eine echte große, fette Harley anfühlt. Zwar sei die derzeit in den USA auf Promo-Tour befindliche LiveWire auf dem neuesten Stand der Technik, doch für eine endgültige Entscheidung bezüglich einer Serienfertigung möchte man sich noch etwas mehr Zeit nehmen.
Warten auf leistungsfähigere Batterien
Das bisherige Feedback von Journalisten und treuen Kunden fällt jedoch bereits überraschend positiv aus. Neben der Motorleistung werden besonders das Ansprechverhalten beim Gasgeben sowie das Leistungsgewicht des E-Motorrads gelobt. Laut Harley-Davidson absolviert die LiveWire den Sprint von Null auf Hundert in knapp vier Sekunden – deutlich schneller als Harleys reguläre Modelle.
Reichweite und Kosten – die derzeit ausschlaggebenden Faktoren für Erfolg oder Misserfolg eines Elektrofahrzeugs – wurden aber bislang noch nicht offiziell bestätigt. Der Prototyp kann wohl nur rund 89 Kilometer mit einer Ladung zurücklegen. Die Konkurrenz-Modelle von Brammo oder Zero Motorcycles bieten da bereits deutlich mehr.
Um von Beginn an wettbewerbsfähig zu sein, wird Harley-Davidson daher mit der Serienfertigung seines ersten rein elektrischen Motorrads noch auf Batterien mit höherer Energiedichte warten. Zwar könnte man eine Serienversion einfach mit einer größeren Batterie ausstatten, das würde jedoch Gewicht, Handling und Kosten der Elektro-Harley zu sehr beeinträchtigen.
„Wir wissen, wie die Welt heute aussieht“, erklärte Harley-Marketingchef Mark-Hans Richer, „aber wie die Welt heute aussieht, ist nicht genug für das, was unsere Kunden letztendlich wirklich wollen … beim Projekt LiveWire geht es darum, Vorreiter zu sein.“ Als absolutes Minimum bei der Reichweite werden daher knapp 160 Kilometer anvisiert.